
8 Schritte für fantastische Aufnahmen im Gegenlicht
Eine der Grundregeln in der Fotografie sagt, dass die Sonne im Rücken des Fotografen stehen soll. Richtig gute Bilder entstehen jedoch oft, wenn man die Regeln bricht. Fotografieren im Gegenlicht oder auch mit Licht von der Seite kann brillante Bilder ergeben. Denn durch das Licht, das frontal auf die Linse fällt, erhält man besonders kontrastreiche Aufnahmen und das Bild erhält eine tolle Dynamik. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Ideen für besonders gut geeignete Motive im Gegenlicht
Sowohl in der Landschafts- als auch in der Wildlife-Fotografie lassen sich fantastische Bildmotive im Gegenlicht einfangen:
- Silhouetten in der Landschaft oder eines Tieres
- Die Sonne mit Sonnenstrahlen einfangen (Sterneffekt)
- Fasern und Muster von Pflanzen, Blumen und Gräser
- Perlende Wassertropfen
- Staub oder Rauch der in der Luft liegt
- Landschaften, die teilweise im Nebel liegen
- Wälder mit tollen Stimmungen und Lichtbrechungen

Sonnenaufgang in Bled, Slowenien
Nikon D850, 24-70 f/2.8, 3s, f/11, ISO 100
Die Grundlagen
Nutze die beste Zeit für Gegenlichtaufnahmen
Wie bei anderen Arten von Fotografie auch, ist die goldene Stunde am frühen Morgen resp. das letzte Licht vor dem Sonnenuntergang die beste Zeit, um Gegenlichtaufnahmen einzufangen. Wenn die Sonne tief am Himmel steht, ist das Licht besonders warm und verleiht den Aufnahmen eine schöne Stimmung und Dynamik.
Vermeide Blendenflecken in deinen Aufnahmen
Eine Herausforderung beim Fotografieren gegen das Licht sind unerwünschte Reflexionen auf dem Bild, sogenannte Blendenflecken oder „Lens Flares“. Oft ist es nicht ganz einfach diese zu vermeiden. Verwende unbedingt eine Sonnenblende am Objektiv. Manchmal hilft es auch das einfallende Licht mit einer freien Hand oder einem anderen Gegenstand abzudecken. Kontrolliere dabei das Ergebnis auf deinem Display.

Einbein-Fischer auf dem Inle See, Myanmar
Nikon D850, 20mm f/1.8, 1/500s, f/8, ISO 200

Mandalay Palace, Myanmar
Nikon D850, 24 – 70mm f/2.8, 10s, f/16, ISO 200
Positioniere die Lichtquelle optimal in deiner Bildkomposition
Je nachdem wie du dein Bildmotiv in der Komposition positionierst, erhältst du andere Ergebnisse. In der Wildlife Fotografie erzielst du beispielsweise tolle Effekte, wenn dein Motiv von der Sonne bzw. dem Licht direkt von hinten angestrahlt wird. Der Umriss deines Motivs wird dann schön beleuchtet. In der Landschaftsfotografie lohnt es sich, die Sonne entweder schräg in das Bild fallen zu lassen. Entweder so, dass die Sonne selbst nicht Teil des Bildes ist oder diese bewusst im Bild, zum Beispiel mit einem Sterneffekt, platzieren.

Waldszene in Slowenien
Fujifilm GFX 50S, 32 – 64mm f/4, 1/80s, f/8, ISO 500
Wähle die richtigen Einstellungen an deiner Kamera
Manuelle Einstellung: Bei Gegenlichtaufnahmen solltest du entweder die Zeit- und Blendenautomatik oder noch besser die manuellen Kameraeinstellungen nutzen.
ISO: Der ISO Wert sollte so niedrig wie möglich sein. In der Landschaftsfotografie kannst du mit Stativ oft bei ISO 100 fotografieren. In der Wildlife Fotografie solltest du deine Belichtungszeit im Auge behalten und ISO entsprechend anpassen.
Blende: Die Blende wählst du je nachdem welche Tiefenschärfe du beim Bildmotiv erreichen möchtest. Bei Wildlife Aufnahmen lohnt es sich oft mit einer offenen Blende zu arbeiten, um das Motiv vom Hintergrund freizustellen und ein schönes Bokeh zu erzielen. In der Landschaftsfotografie wiederum möchtest du oft eine hohe Tiefenschärfe erreichen und solltest deshalb einen Blendenwert von f8 und höher anwenden.
Verschlusszeit: Auch bei der Verschlusszeit gilt es zu beachten, welchen Effekt du erzielen möchtest. In der Wildlife Fotografie solltest du zum Beispiel darauf achten, dass die Verschlusszeit genug schnell ist um das sich bewegende Tier scharf abzubilden. In der Landschaftsfotografie kannst du beim Arbeiten mit einem Stativ auch längere Verschlusszeiten anwenden.
Belichtungsmessung: In der Wildlife-Fotografie kannst du mit der Spotmessung gezielt die einzelnen Lichtwerte deines Fotomotivs besser messen und du bestimmst, welcher Teil deiner Bildkomposition entsprechend belichtet werden soll.
Nützliche Helfer: Verwende für Gegenlichtaufnahmen in der Landschaftsfotografie unbedingt ein Stativ und setze bei Bedarf auch Grauverlaufsfilter oder Graufilter ein. Diese helfen den hohen Kontrastumfang von Vorder- und Hintergrund auszugleichen. Sowohl für Wildlife wie für Landschaftsfotografie gilt: unbedingt eine Gegenlichtblende verwenden!

Sonnenuntergang in Dingle Co. Kerry, Irland
Nikon D850, 24-70mm f/2.8, f/8, 12s, ISO 100, mit Polfilter
Praxis Tipps
Fotografieren mit Gegenlicht braucht etwas Übung. Damit du rasch gut gelungene Aufnahmen einfangen kannst, empfehlen wir dir die folgenden Tipps für die Kameraeinstellungen zu beachten:
8 einfache Schritte für Landschaftsfotos
- Stelle deine Kamera auf Zeitautomatik(Nikon: A/Canon: AV) oder auf M für Manuelle Einstellung.
- Stelle deine Kamera auf Einzel-Autofokus (Nikon: AF-S / Canon: One-Shot) oder fokussiere manuell.
- Wähle deine gewünschte Blende (z.B. f8 und höher).
- Möchtest du einen Silhouetten-Effekt erzielen? Dann belichte auf die hellen Bereiche deines Motivs.
- Nimm bei Bedarf auch eine Belichtungskorrektur vor, zum Beispiel:
a) +1 oder höher um das Bild heller zu machen
b) -1 oder weniger um das Bild dunkler zu machen
c) und / oder korrigiere den ISO Wert - Du möchtest die Sonne mit Strahlen darstellen und einen Sterneffekt erzielen? Dann wähle eine möglichst kleine Blende zwischen f11 und f22. Je kleiner die Blende, desto feiner und länger werden die Strahlen.
- Nutze je nach Fotomotiv einen Grauverlaufsfilter. Dieser hilft trotz des hohen Kontrastumfangs ein korrekt belichtetes Foto zu erstellen.
- Überprüfe das Histogramm, um sicher zu sein, dass die Bilder korrekt belichtet sind.

Küste in Donegal, Irland
Nikon D850, 24 – 70mm f/2.8, 25s, f/16, ISO 50

Val d’Orcia, Toskana
Nikon D850, 70 – 200mm f/4, 1/250s, f/8, ISO 100
8 einfache Schritte für Wildlifefotos
- Stelle deine Kamera auf Zeitautomatik (Nikon: A/ Canon: AV)
- Stelle auf kontinuierlichen Autofokus (Nikon AF-C / Canon AI-Servo) und arbeite, wenn möglich mit nur einem Fokusfeld.
- Öffne die Blende so weit wie möglich; d.h. wähle die kleinstmögliche Blendenzahl, z.B. f/4.0
- Teste abwechslungsweise die Spotmessung oder mittenbetonte Messung
- Nimm bei Bedarf auch eine Belichtungskorrektur vor, zum Beispiel:
a) +1 oder höher um das Bild heller zu machen
b) -1 oder weniger um das Bild dunkler zu machen
c) und / oder korrigiere den ISO Wert - Möchtest du einen Silhouetten-Effekt erzielen? Dann belichte auf die hellen Bereiche deines Motivs. Achte bei Silhouetten Fotos darauf, dass dein Motiv als Silhouette frei steht und nicht von anderen Dingen (z.B. Tiere oder Pflanzen) durchbrochen wird.
- Positioniere dein Bildmotiv wenn möglich vor einem dunklen bzw. gleichmässigen Hintergrund. Dies lässt dein Motiv noch besser zur Geltung kommen.
- Überprüfe das Histogramm, um sicher zu sein, dass die Bilder korrekt belichtet sind
Mit etwas Routine kannst du die Kameraeinstellungen im manuellen Modus vornehmen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen können auch Belichtungsreihen helfen, die passenden Einstellungen zu finden.

Leopard im Gegenlicht, Botswana
Nikon D850, 300mm f/2.8, 1/6400s, f/4, ISO 800

Grizzly Bären im Lake Clark National Park, Alaska
Nikon D500, 200 – 500mm f/5.6, 1/8000s, f/5.6, ISO 800