Reisebericht Fotoexpedition nach Spitzbergen im Herbst
Magische Erlebnisse in Svalbard!
Jedes Mal, wenn ich in den Norden fliege, schlägt mein Herz höher. Die Natur, die Landschaft und das Licht sind hier oben etwas ganz Besonderes. Noch spezieller ist eine Reise in das ewige Eis der Arktis. Das arktische Licht ist magisch und die Landschaften und das Wildlife sind in der exponierten Region spektakulär. Dieses Mal führen wir zusammen mit Daisy Gilardini und der Expeditions-Crew eine Gruppe durch das herbstliche Svalbard. Das Herbstkleid steht der einzigartigen Polarregion auch besonders gut: Die Berggipfel sind weiss eingeschneit und die Tundra leuchtet in Herbstfarben. Die Sonne steht tief und die Chancen für fantastische Lichtstimmungen sind in dieser Jahreszeit besonders hoch.
Beim Anflug auf Longyearbyen schaue ich hinunter auf die wunderbare karge Landschaft und bin sehr gespannt, welche Erlebnisse mich und unsere Gäste auf dieser herbstlichen Fotoexpedition nach Spitzbergen erwartet.
Ankunft in Longyearbyen
Nach der Ankunft am Flughafen Longyearbyen fahren wir mit dem Flughafenshuttle direkt zum Hotel. Die Fahrt dauert nur wenige Minuten und der Check-in im Hotel ist speditiv erledigt. Die Aussicht von meinem modern eingerichteten Zimmer auf den Fjord ist toll.
Nach einer kurzen Pause treffe ich meine Kollegin Daisy Gilardini. Die renommierte Naturfotografin Daisy leitet gemeinsam mit mir diese Reise nach Spitzbergen. Wir sind ein gut eingespieltes Team und haben zusammen bereits zahlreiche magische und lustige Momente in Svalbard erlebt.
Wir treffen die Teilnehmer der Expedition in der Lobby des Hotels. Gemeinsam spazieren wir durch das Zentrum von Longyearbyen zum Restaurant.
Das Abendessen im gemütlichen Restaurant ist ein perfekter Start für unsere Expedition. Die Stimmung ist fröhlich und alle freuen sich auf das bevorstehende Abenteuer in der Arktis.
Longyearbyen ist die grösste Siedlung der Inselgruppe Spitzbergen in Norwegen. Die 2’400 Einwohner stammen aus fast 53 unterschiedlichen Ländern und wurden alle vom «Arctic bug» infiziert. Longyearbyen ist das Tor in die Arktis und hat dank zahlreicher Besucher ein sehr vielfältiges Angebot. Es gibt sogar eine eigene Brauerei, eine Schokoladenfabrik und ein Gewächshaus.
Boarding auf dem Schiff MS Virgo
Nach dem Frühstück werden unsere Gäste von Daisy und mir über die bevorstehende Arktisreise informiert. Daisy gibt eine ausführliche Präsentation über Spitzbergen, die Wildlife Fotografie, Ausrüstung und vieles mehr.
Jede Reise in die Arktis verläuft auch zur gleichen Jahreszeit immer anders. Die Crew legt die Route anhand des aktuellen Wetters und der Eisverhältnisse fest. Aber auch die letzten Eisbärensichtungen fliessen in die Planung mit ein. Die Route wird so festgelegt, dass das grösstmögliche fotografische Potenzial sichergestellt werden kann.
Am Nachmittag geht es mit dem Bus vom Hotel direkt zum Schiff. Eine kurze Fahrt bringt uns zum Dock. Wir boarden unser Schiff MS Virgo und werden vom Kapitän und von der Crew begrüsst.
Unser Expeditionsschiff die MS Virgo ist ein traditionelles Schiff und verfügt über die Eisklasse 1B. Die Virgo wurde im Sommer 2021 auf den neusten Stand gebracht und Innen- und Aussenbereiche entsprechend renoviert und ausgebaut. Für maximal 12 Gäste sind total 3 geräumige Doppel- und 6 Einzelkabinen verfügbar, die alle mit eigenem Privatbad ausgestattet sind. Hinter der M/S Virgo steht ein erfahrenes Team aus Fotografen und Arktis-Experten, das auf eine lange Erfahrung mit Fotoexpeditionen in der Arktis und Antarktis zurückblickt.
Die Crew kümmert sich hervorragend um unsere Gäste. Der Koch verwöhnt uns mit drei leckeren Mahlzeiten pro Tag zu. Tee und Kaffee sind 24 Stunden am Tag verfügbar.
Das Highlight des Schiffes ist der grosszügige Lounge Bereich auf dem Oberdeck. Der perfekte Ort für Bildbesprechungen, Bildbearbeitungssessions, Präsentationen oder einfach für den geselligen Austausch unter Gleichgesinnten.
Start der Expedition in den Sonnenuntergang
Während wir durch den Isfjorden dem Sonnenuntergang entgegenfahren, macht die Crew ein Briefing. Wir erhalten wertvolle Informationen über die Sicherheit an Bord, den normalen Tagesablauf, das Verhalten gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt in Svalbard und viele weitere Details zur bevorstehenden Expedition.
Anschliessend startet bereits die erste Foto-Session, denn unser erster Sonnenuntergang im Isfjorden ist ein magisches erstes Highlight.
Auf Entdeckungstour mit dem Zodiac
Am nächsten Tag wachen wir in Bjornford auf. Das Schiff fährt weiter durch Smeerenburg und vom Schiff aus gelingen uns tolle Landschaftsfotos. Diese nordwestliche Ecke des Archipels gehört zu den landschaftlich schönsten Gegenden und ist eine meiner Lieblingsregionen. Wir steigen in das Zodiac und landen in Smeerenburg. Hier beobachten wir eine Walrosskolonie hautnah und machen wunderbare Fotos. Ein paar Walrosse beäugen uns neugierig vom Wasser aus und kommen immer näher.
Später geht es mit dem Zodiac auch noch in die Hamilton Bay. Auf dem Ausflug fotografieren wir Vögel, Gletscher und den wunderschönen Himmel.
Für unsere Gruppe stehen zwei grosse Zodiacs zur Verfügung. Bei Arktis-Expedition befinden sich in der Regel bis zu 12 Personen auf einem Zodiac. Bei unserer Foto-Expedition sind das jedoch nur maximal 6 Gäste und 1 – 2 Foto-Guides. So haben wir viel Platz für unser Equipment.
Eisbären Sichtung
Am nächsten Tag erreichen wir die Insel Nordaustlandet im Osten. Hier liegt ein Walkadaver in der Gegend und die Hoffnung, Eisbären zu sehen, ist deshalb gross. Und da sind sie auch schon! Wir entdecken nach kurzer Zeit vom Schiff aus bis zu sechs verschiedene Polarbären. Allerdings hat es hier viel Wind und deshalb auch viele Wellen.
Eine Ausfahrt im Zodiac ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Wir sind so nah dran und doch so weit weg von den wunderschönen Tieren. Wir beobachten die Bären vom Schiff aus und hoffen, dass sich die Wettersituation ändert und der Wind schwächer wird. Die Crew ist zuversichtlich und informiert uns, dass es sich lohnt hier zu warten. Am nächsten oder spätestens am übernächsten Tag soll sich der Wind legen.
Wartezeit verkürzen mit Fotopräsentationen und Tutorials
Am nächsten Tag ist die Wetterlage immer noch die gleiche. Wir müssen uns weiterhin in Geduld üben und hoffen, dass wir bald ins Zodiac steigen können, um die Eisbären zu fotografieren. Alle sind sich einig, dass es sich lohnt zu warten. Also bleibt das Schiff in der Region. Wir beobachten drei Eisbären, wie sie entlang der Küste spazieren.
Wir verbringen die Wartezeit in unserer gemütlichen Lounge. Daisy Gilardini hält spannende kurze Präsentationen zu verschiedenen Themen. Auch führen wir mehrere kleine 1:1 Coaching Sessions mit den Gästen durch. Sie erhalten wertvolle Tipps rund um die Themen Bildbearbeitung, Bildgestaltung, Kameraeinstellungen und vieles mehr.
Unsere Geduld wird belohnt
Am nächsten Tag ist der Wind endlich weg. Wir frühstücken und machen uns an Deck mit dem Fernglas auf die Suche nach Eisbären. Eigentlich ist eine Präsentation zum Thema Eisbär geplant, aber wir passen das Programm kurzfristig den perfekten Wetterbedingungen an. Jetzt liegt die Priorität natürlich auf der Suche nach den Eisbären.
Und wir haben Glück: Vier Eisbären werden bei einem Walkadaver gesichtet. Nur 30 Minuten später sitzen wir bereits in den Zodiacs auf dem Weg zu den Eisbären. Wir können eine Mutter mit zwei Jungtieren schön fotografieren. Unsere Freude ist gross. Das Gefühl beim Fotografieren und Beobachten dieser wunderschönen Tiere in ihrem natürlichen Umfeld ist unbeschreiblich.
Wir kehren zurück zum Schiff für einen spätes und schnelles Mittagessen. Kurz danach sitzen wir bereits wieder im Zodiac und hoffen auf noch mehr spannende Fotomotive. Wir haben auch ein weiteres Mal Glück. Als sich die Familie auf den Berg zum Schlafen zurückzieht, erscheint ein weiterer weiblicher Bär. Unseren Gästen gelingen auch von diesem mächtigen Tier tolle Fotos.
Zurück auf dem Schiff ist unsere Freude über diesen ereignisreichen Tag riesig. Zum krönenden Abschluss gibt es einen wunderschönen Sonnenuntergang. Was für ein amazing day!
Eisbärensichtung vor dem Sturm
Wir haben die Nacht in Rijpfjorden verbracht. Es sollen immer noch fünf Bären hier in der Region unterwegs sein und wir halten vom Schiff aus Ausschau. Wir machen eine weitere Präsentation, um die Wartezeit für unsere Gäste mit interessanten Fotografietipps zu verkürzen.
Das Licht und die Reflexion auf dem Wasser ist wunderschön. Gemeinsam mit der Crew beschliessen wir, entlang vom Fjord zu fahren, um die Landschaft im schönen Licht zu fotografieren. Plötzlich gibt es Eisbären-Alarm. Wir ziehen uns rasch um, packen unsere Fotoausrüstung und sitzen wenige Minuten später bereits im Zodiac. Bei der Ankunft an Land müssen wir feststellen, dass der Bär nicht mehr da ist, wo er vorher war.
Wir warten geduldig und werden belohnt! Ein wunderschöner und gesunder Eisbär taucht in der Thank God Bay (was für ein passender Name – thank god we found the bear) vor unserer Linse auf. Wir verbringen drei Stunden mit dem majestätischen Tier, beobachten und fotografieren es in seinem natürlichen Umfeld. In Himmelbukta trifft der Eisbär auf ein Walross. Wir halten grossen Abstand, um die Tiere auf keinen Fall zu stören und warten gespannt, was passiert. Beide Tiere beäugen sich, das Walross gleitet elegant ins Wasser und die beiden starren sich eine kleine Ewigkeit an. Tolle Fotos gelingen uns von den zwei Tieren. Ein wunderbares Erlebnis wie aus einer BBC TV Dokumentation.
Zurück auf dem Schiff wartet auf uns glückliche Fotografen ein spätes Mittagessen. Wir erfahren, dass sich der angekündigte Sturm definitiv in unsere Richtung bewegt. Unsere aktuelle Position ist weit weg von allem und wir müssen schnell von hier weg. Der ganze Nordwesten des Archipels ist betroffen. Der Kapitän und Expeditionsleiter entscheiden sich für eine lange Fahrt von über 20 Stunden nach Kongsfjorden. Dort bietet eine Bucht Schutz vor dem Sturm.
Eisberge und Rentiere
Wir fahren die ganze Nacht durch und wachen auf in Smeerenburg. Der Kapitän wählt die sehenswerte Route durch die Bucht. Gegen Mittag erreichen wir Kongsfjorden.
Mit dem Zodiac machen wir einen Ausflug zum Gletscher und finden viele wunderschöne Eisberge in verschiedenen Blautönen. Die tiefliegende Sonne sorgt für fantastisches Licht und lässt das einzigartige Blau des Eisbergs schimmern. Es gelingen uns stimmungsvolle Fotos von der besonderen Szenerie. Plötzlich tauchen auch noch Rentiere auf und wir machen grossartige Fotos. Im farbenfrohen Licht des Sonnenuntergangs werden die Fotos noch schöner.
Tiere und Landschaftsfotografie in schönstem Licht
In der Nacht fahren wir weiter bis nach Alkefjellet und wachen am nächsten Morgen auf in Trygghamna /Alkehornet. Nach dem Frühstück geht es an Land und wir machen uns zu Fuss auf die Suche nach weiteren Rentieren. Zum Ende der Saison im September sind die Tage immer sehr kurz und die Landschaft wird in wunderschönes warmes Licht getaucht. Um diese Jahreszeit haben wir fast den ganzen Tag «goldene Stunde».
Um 10 Uhr finden wir die Rentiere in schönster Lichtstimmung. Wir legen uns auf den Bauch und robben uns langsam und vorsichtig an die Tiere heran. Die Rentiere sind sehr neugierig, kommen sogar auf uns zu und schauen uns an. Jetzt im Herbst tragen die schönen Tiere bereits ihr Winterfell, das ganz flauschig ist. Ein besseres Motiv hätten wir uns für diese besondere Lichtstimmungen nicht wünschen können. Wir versuchen, alle speziellen Details und das tolle Licht mit der Kamera einzufangen.
Nach dem Mittagessen fahren wir ein Stück weitere nach Ymerbukta. Die Fahrt mit dem Zodiac gestaltet sich zuerst sehr ruhig und unspektakulär. Wir steigen auf einer Felsformation aus, um ein paar schöne Landschaftsbilder zu machen.
Plötzlich tauchen drei neugierige Robben auf. Eine Robbe schwimmt sogar ganz nah an unserem Zodiac vorbei und schaut uns unter dem Wasser an. Es gelingen uns viele grandiose Fotos von den Tieren.
Viele schöne gemeinsame Erinnerungen
An unserem letzten Tag fahren wir durch den Billefjorden und halten Ausschau nach weiteren Eisbären. Doch diese verstecken sich heute zu gut. Wir nutzen die Zeit für weitere 1:1 Tutorials zu verschiedenen Themen und erweitern die Fotokenntnisse der Gäste individuell dem persönlichen Niveau entsprechend. Eine letzte Ausfahrt mit dem Zodiac führt uns zum spektakulären Nordenskiölf Gletscher in Adolfubkta.
Gegen Abend gibt es eine Abschiedspräsentation mit den schönsten Fotos der Gäste, die auf der Expedition gemacht wurden. Daisy zeigt in einer Diashow die schönsten Bilder aller Gäste mit musikalischer Untermalung. Der Expeditionsleiter macht eine kurze Präsentation über die Expedition aus seiner Sicht und lobt das Team von Amazing Views für die tolle Zusammenarbeit. Alle Teilnehmer der Expedition sind zufrieden und es ist schön, die grossartigen Momente der Expedition auf diese Weise noch einmal gemeinsam zu erleben.
Nach dem Anlegen in Longyearbyen gibt es ein gemeinsames Abschieds-Abendessen. Dann verbringen wir eine letzte Nacht in unserer gemütlichen Kabine auf dem Schiff MS Virgo.
Abschied nehmen bis zum Wiedersehen
Am nächsten Morgen checken wir vom Schiff aus und fahren mit dem Taxi zum Flughafen. Alle unsere Speicherkarten sind gefüllt mit vielen grossartigen und speziellen Aufnahmen von einem ganz besonderen Ort. Mein Herz ist voll mit zahlreichen schönen Momenten, Erlebnissen und viel Spass, die Daisy und ich gemeinsam mit anderen fotointeressierten Menschen teilen konnten.
Bilder in diesem Beitrag: Jennifer Brühlmann
Begleite uns auf eine Expedition nach Spitzbergen
Unsere Expeditionen nach Spitzbergen finden mehrmals im Jahr und zu unterschiedlichen Jahreszeiten statt. Jede Reise ist anders und jedes Mal ein sehr spezielles Erlebnis. Unsere Fotoreisen nach Svalbard sind voll und ganz auf die Fotografie ausgerichtet. Wir chartern jeweils exklusiv für unsere Gruppe ein kleines Schiff.
