
Sonnenuntergang richtig fotografieren
Nützliche Tipps für die Praxis
Es ist immer wieder schön tolle Sonnenuntergänge oder Sonnenaufgänge mit zu erleben. Hast Du schon versucht die schönen Farben eines Sonnenuntergangs zu fotografieren und warst dann enttäuscht vom Resultat? Die folgenden Tipps helfen Dir bei der nächsten Gelegenheit einen schönen Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang zu fotografieren.

Sonnenuntergang in der Toscana
Plane im Voraus und sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Eine gute Planung ist der halbe Erfolg. Das gilt auch beim Fotografieren von Sonnenuntergängen und Sonnenaufgängen.
Nützliche Planungs-Apps helfen Dir dabei zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Photo Pills zum Beispiel ist ein äusserst praktisches Planungsinstrument für Deine Aufnahmen. Die App liefert Dir detaillierte Daten über Sonnenaufgang- und Sonnenuntergangszeiten oder die genaue Zeit für die goldene und blaue Stunde für Deinen geplanten Aufnahmeort. Das Tool berechnet auch Schattenwürfe von Gebäuden und Bergen und hilft Dir sogar herauszufinden wann die Sonne zwischen zwei Bäumen steht.
Falls Du genügend Zeit hast, empfiehlt es sich beim gewünschten Aufnahmeort schon im Vorfeld zu recherchieren. Überlege Dir wie Du den Sonnenaufgang bzw. Sonnenuntergang fotografieren möchtest: zum Beispiel eingebettet in eine Landschaft, mit oder ohne Sonne im Bild, Silhouetten, etc. Behalte auch den Wetterbericht in den Augen. Besonders vielversprechend ist wechselhaftes Wetter. Vor allem wenn Wolken am Himmel sind, können tolle Lichtstimmungen und Farbenspiele entstehen.

Sonnenuntergang in Elgol auf der Isle of Skye, Schottland. Die untergehende Sonne erzeugte ein wunderschönes Farbenspiel am Himmel.
Nikon D850, 24 – 70mm f/2.8, f/16, 30s, ISO 100
Auf dieses Foto-Equipment solltest Du nicht verzichten
Für das Fotografieren von Sonnenuntergang und Sonnenaufgang benötigst Du eine Kamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten. Je nach Motiv verwendest Du ein Weitwinkelobjektiv, eine Brennweite im Normalbereich oder ein mittleres Tele. Dazu empfiehlt sich ein Stativ einzusetzen und je nach Lichtsituation und Motiv auch Grauverlaufsfilter. Weiter ist ein Fernauslöser (oder als Alternative der Selbstauslöser in Deiner Kamera) sehr hilfreich um möglichst verwacklungsfreie Bilder zu erhalten.

Sonnenuntergang in Dingle Co. Kerry, Irland
Nikon D850, 24-70mm f/2.8, f/8, 12s, ISO 100, mit Polfilter
Checkliste Equipment
- Kamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten
- Objektive die eine Brennweite zwischen ca. 14 – 200mm abdecken
- Stativ
- Grauverlaufsfilter
- Fernauslöser

Sonnenaufgang bei den Callanish Standing Stones auf den Äusseren Hebriden, Schottland.
Aufgrund der etwas geschlossenen Blende, entstand ein kleiner Sonnenstern.
Nikon D850, 24 – 70mm f/2.8, 1/500s, f/13, ISO 400
Mit diesen Kamera-Einstellungen gelingen Dir Top-Fotos
- Wenn Du mit dem Stativ fotografierst: schalte falls vorhanden den Bildstabilisator an Kamera und Objektiv aus.
- Stelle Deine Kamera auf Zeitautomatik (Nikon: A/Canon: AV) oder auf M für Manuelle Einstellung.
- Stelle Deine Kamera auf Einzel-Autofokus (Nikon: AF-S / Canon: One-Shot) oder fokussiere manuell.
- Verwende einen möglichst tiefen ISO Wert. Dank der Verwendung eines Stativs kannst Du auch mit längeren Verschlusszeiten arbeiten.
- Wähle Deine gewünschte Blende (z.B. f8 und höher).
- Möchtest Du einen Silhouetten-Effekt erzielen? Dann belichte auf die hellen Bereiche Deines Motivs.
- Nimm bei Bedarf auch eine Belichtungskorrektur vor, zum Beispiel:
a) +1 oder höher um das Bild heller zu machen
b) -1 oder weniger um das Bild dunkler zu machen
Bei Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang hilft es oft, das Bild bewusst unter zu belichten. Die Farben des Himmels kommen so besser zur Geltung und Du verlierst nicht unnötig Bild-Informationen. - Du möchtest die Sonne mit Strahlen darstellen und einen Sterneffekt erzielen? Dann wähle eine möglichst kleine Blende zwischen f11 und f22. Je kleiner die Blende, desto feiner und länger werden die Strahlen.
- Nutze je nach Fotomotiv einen Grauverlaufsfilter. Dieser hilft trotz des hohen Kontrastumfangs ein korrekt belichtetes Foto zu erstellen.
- Überprüfe das Histogramm, um sicher zu sein, dass die Bilder korrekt belichtet sind.

Sonnenaufgang im Val d’Orcia, Toskana
Nikon D850, 70 – 200mm f/2.8, f/16, 25s, ISO 100
Tipp: Nutze den Auto Exposure Lock (AEL)
Eine Hilfreiche Funktion, gerade wenn man ohne Stativ fotografiert, kann die automatische Belichtungsspeicherung (Auto Exposure Lock) sein. Die Kamera misst normalerweise die Belichtung für jedes Motiv von neuem. Die Kamera orientiert sich dabei am hellsten Punkt, zum Beispiel der Sonne. Aufgrund der starken Helligkeit der Sonne werden darum andere Teile des Bildes zu dunkel dargestellt. Hier bietet sich die Funktion „Auto Exposure Lock (AEL)“ an, über die viele Kameras verfügen. Man misst das Licht an einer bestimmten Stelle, drückt die AEL Taste und richtet die Kamera erst dann auf das gewünschte Motiv aus. Die voreingestellte Belichtung bleibt erhalten. Als Messpunkt kann man die Kamera zum Beispiel auf den Vordergrund oder ein Stück des Himmels, richten, an dem die Sonne nicht zu sehen ist.

Sonnenuntergang auf den Lofoten Inseln, Norwegen
Fujifilm GFX 50S, 23mm f/4, 4s, f/16, ISO 100

Sonnenaufgang in Bled, Slowenien
Fujifilm GFX 50S, 32 – 64mm f/4, 1/60s, f/8, ISO 400
Experimentiere mit verschiedenen Bildkompositionen
Oft hilft es Aufnahmen nach der Drittel-Regel zu gestalten. Wenn der Himmel spannende Farben oder Wolkenformationen aufweist, legst Du den Horizont auf die untere Drittels Linie und räumst dem Himmel 2/3 des Platzes ein. Natürlich gibt es hier viele Varianten, z.B. wenn sich die untergehende Sonne oder die Wolken in einem See spiegeln. Ein anderer Weg ein Bild spannend zu gestalten, ist es den Vordergrund zu nutzen. Wenn Du bei Sonnenuntergang gegen das Licht fotografierst und stark unterbelichtest erscheinen Bäume oder andere Objekte als Silhouetten.
Auch ein Wechsel vom Quer- ins Hoch-Format kann interessante Bilder ergeben.
Sei aufmerksam und beobachte Deine Umgebung. Während dem Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang gibt es immer wieder viel zu entdecken: Spiegelungen der Wolken in Wasseroberflächen, aufziehender Nebel, Vögel die vorbei fliegen, Menschen die am Strand spazieren und die man als Silhouetten ins Bild einbauen könnte. Experimentiere mit verschiedenen Bildkompositionen und fotografiere so viel wie möglich.
Wir wünschen Dir viel Erfolg beim Umsetzen der Tipps und natürlich immer Gut Licht!

Sonnenuntergang Co. Donegal, Irland
Nikon D850, 24 – 70mm f/2.8, 2s, f/9, ISO 80