Wie du erfolgreich fliegende Vögel fotografierst
Wenig ist schwieriger als Vögel im Flug zu fotografieren. Die Vogelfotografie ist eine der Königsdisziplinen der Naturfotografie. Das richtige fokussieren, die korrekte Schärfeeinstellung und das Auslösen innerhalb von Sekundenbruchteilen sind herausfordernd. Es erfordert ein hohes Mass an Geschicklichkeit und Schnelligkeit. In diesem Artikel erklären wir wie Dir das perfekte Foto eines fliegenden Vogels gelingen kann. Es braucht dazu die richtigen Kameraeinstellungen und etwas Übung. Du wirst schon bald Erfolge verbuchen können.
Die richtige Ausrüstung ist die Grundlage für den Erfolg
Kamera
Deine Kamera sollte möglichst viele Bilder pro Sekunde aufzunehmen können (mind. 6 optimaler Weise mehr). Das ermöglicht Dir mit der Serienbildfunktion den Vögeln zu folgen und in kurzer Zeit eine hohe Anzahl Bilder zu schiessen.
Objektiv
Ein Teleobjektiv ist Voraussetzung für die Vogelfotografie. Ideal sind Brennweiten von mindestens 200mm. Besser sind 300mm, 400mm oder mehr. Ambitionierte Fotografen von Vögeln oder Profis benutzen oft längere Brennweiten wie 500mm oder 600mm. Dies erfordert einiges an Übung. Es ist nicht ganz einfach mit solch schweren Objektiven den Vögeln genügend schnell zu folgen.
Stativ
In vielen Bereichen der Fotografie ist ein Stativ unentbehrlich. Bei der Vogelfotografie gibt es zum Einsatz eines Statives unterschiedliche Meinungen. Neben der Location (kann ich ein Stativ aufstellen?) kommt es in erster Linie auf Deine persönlichen Vorlieben an. Wir nutzen für die Vogelfotografie mehrheitlich kein Stativ. Ohne ist man viel flexibler und wendiger. Man kann sich schneller auf sich ändernde Situationen einstellen. Einige Naturfotografen schwören jedoch auf ein Dreibeinstativ mit einem Gimbal Head – dies empfiehlt sich insbesondere beim Einsatz von sehr langen Brennweiten und entsprechend schweren Objektiven.
Mit den richtigen Kameraeinstellungen zu spektakulären Bildern
Autofokus
Wir empfehlen Dir für die Vogelfotografie die folgenden Einstellungen vorzunehmen:
- Stelle den Autofokus auf automatische Schärfenachführung. Die Kamera stellt dann den Fokus auf das anvisierte Objekt, in unserem Fall den fliegenden Vogel. Die Einstellung wird dann kontinuierlich angepasst. Bei Nikon heisst diese Funktion AF-C und bei Canon AI-Servo.
- Wähle bei der AF-C bzw. AI-Servo Priorität die Auslösepriorität (nicht die Schärfepriorität).
- Wähle der Auswahl der Anzahl der dynamischen Messfelder am besten nur 1 Autofokus-Messfeld oder aber max. 9 Autofokus-Messfelder. Mehr Felder sind nicht empfehlenswert, da die Kamera sonst auf andere Bereiche des Bildes fokussieren könnte (z.B. den Vogelschatten im Wasser).
Unser Extra-Tipp
Programmiere Deine Kamera so, dass Du den Autofokus über eine separate Taste aktivieren kannst (nicht über den Auslöser). Wir bedienen den Autofokus über die AE-L / AF-L Taste. Das erlaubt uns, den Fokus einzustellen ohne den Auslöser halb durch drücken zu müssen. Folgt man dem Vogel im Flug, hält man einfach mit der AE-L / AF-L Taste gedrückt und betätigt sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist wie gewohnt den Auslöser, um das Bild zu schiessen.
Serienbildfunktion
Stelle bei deiner Kamera die schnellstmögliche Serienbildfunktion ein. Hier zahlt sich nun der grosse Vorteil einer schnellen Kamera aus.
Hast Du den Vogel erfolgreich im Suchfeld erfasst und fokussiert, löse mit der eingestellten Serienbildfunktion aus, indem du den Auslöser durchgedrückt hältst. Damit erhöhst Du die Chancen, dass viele der Bilder scharf werden und der Vogel in einer perfekten Silhouette bzw. schöner Stellung seiner Flügel auf dem Bild festgehalten wird.
Der Ausschuss an Bildern ist gross. Mit etwas Übung wird dieser kleiner.
Unser Extra-Tipp
Benutze eine schnelle und grosse Speicherkarte. Es wäre zu schade, wenn Deine schnelle Kamera durch eine langsame Speicherkarte gebremst würde. Durch die Serienbildfunktion entstehen zudem in kurzer Zeit sehr viele Bilder.
Die Verschlusszeit
Mit einer kurzen Verschlusszeit kannst Du die sich schnell bewegenden Flügel resp. Vögel ohne Bewegungsunschärfe festhalten. Wir beginnen jeweils mit einer Verschlusszeit von ca. 1/2000s. Und passen diese dann an die Situation an. Z.B. noch kürzere Verschlusszeit bei kleinen und sehr flinken Vögeln.
Die Blende
Wir fotografieren Vögel mit der Blendenautomatik. Wähle je nach (Licht-)Verhältnissen eine entsprechend kurze Verschlusszeit. Die Kamera stellt dann die passende Blende automatisch ein. . Durch etwas grössere Tiefenschärfe (kleinere Blende) ist es möglich, das gesamte Objekt scharf abzubilden. Wir empfehlen daher, dass der Blendenwert f8 nicht signifikant unterschritten wird (natürlich sofern es die Lichtverhältnisse erlauben).
ISO
Damit Du die kurze Verschlusszeit von mindestens 1/2000s halten kannst, musst du die ISO je nach verfügbarem Licht erhöhen. Achte dabei aber darauf, dass dein höchster ISO-Wert nicht den optimalen Wert deines Kamerasensors übersteigt. Sonst wird das Foto durch Bildrauschen beeinträchtigt. Je nach Kameramodell kann dieser Wert stark variieren.
Belichtungskorrektur
Ein weiteres praktisches Hilfsmittel ist das Arbeiten mit der Belichtungskorrektur. Wenn Du Vögel im Flug gegen einen hellen Himmel fotografierst, wird der Vogel mit grosser Wahrscheinlichkeit zu dunkel belichtet. Versuche in diesem Fall mit einer Belichtungskorrektur von +0.7 oder + 1 zu fotografieren. Du wirst sehen, dass mit einer Überbelichtung die Details wie die Federn des Vogels im Bild sehr schön zu erkennen sind.
Bildgestaltung
Auch bei der Vogelfotografie sollte man die Bildgestaltung nicht ausser Acht lassen. Bei Vögeln gilt es insbesondere auch auf folgenden Punkte zu achten:
Beachte die Drittel-Regel
- Lasse den Vögeln immer genug Freiraum in Flugrichtung. Der Vogel sollte nicht gleich aus dem Bild fliegen.
- Setze den Vogel nie direkt an den Rand des Bildes
- Achte darauf, dass keine Flügel oder andere Körperteile abgeschnitten werden.
- Mehr Tipps zum Thema Bildkomposition findest du in unserem Blog Artikel „10 Tipps für die Bildgestaltung“
Übung macht den Meister!
Wo finde ich den idealen Platz zum Üben?
Ein Ort mit viel «Flugverkehr» bietet die besten Bedingungen um sich in der Vogelfotografie zu üben. Besonders geeignet sind zum Beispiel Seen, Weiher oder Parks mit kleinen Wasseranlagen. Dort findet man die perfekten «Versuchskaninchen» wie ein- und davonfliegende Enten, Schwäne, Reiher und Möwen. Diese Vögel sind zudem eher langsamer unterwegs. Sie sind deshalb besonders gut als Übungsobjekte geeignet.
Sobald Du dich sicher fühlst, kannst Du Dich an andere Exemplare heranwagen: zum Beispiel in Naturschutzgebieten oder in einem Greifvogelpark.
Spätestens jetzt bist Du bestens gerüstet, um Vögel in den Vogelparadiesen der Welt perfekt einzufangen. Wir empfehlen zum Beispiel die folgenden Hotspots für die Vogelfotografie:
- Spitzbergen mit seiner vielfältigen arktischen Vogelwelt: Papageientaucher, Küstenseeschwalben, Dreizehenmöwen, Eissturmvögel, Trottelhummen und viele mehr
- Der Chobe Fluss in Botswana mit einer unglaublich grossen Vogelvielfalt von den majestätischen Seeadlern, zu den eleganten Reihern bis hin zu den bunten, kleinen Eisvögeln, Gabelracken, Enten, und viele mehr.
- Die Kalahari Wüste die bekannt ist für ihre Greif- und Raubvogel und die Vielfalt an Eulen
- Bartgeier in der Zentralschweiz oder im Engadin
Vogelfotografie auf unseren Fotoreisen
Auf vielen unserer Wildlife Fotoreisen hast du die perfekte Gelegenheit dich der Vogelfotografie zu widmen. Fotografiere zum Beispiel in Afrika farbenprächtige Eisvögel, Gabelracken und Adler, im Pantanal die quirligen Aras oder auf Spitzbergen die flinken Küstenseeschwalben.
Checkliste Vogelfotografie
Das Wichtigste im praktischen Überblick
Ausrüstung
Schnelle Kamera
- Teleobjektiv mit idealer Brennweite von 200 – 600 mm
- Schnelle Speicherkarte einsetzen
Kameraeinstellungen
- Autofokus auf AF-C (Nikon) oder AI-Servo (Canon)
- Autofokus auf Auslösepriorität einstellen
- Autofokus mit 1 AF-Messfeld oder maximal 9 AF-Messfelder einsetzen. Oder mit den neusten Kameras auch Augenfokus verwenden.
- Autofokus über die AE-L/AF-L Taste einstellen
- Schnellstmögliche Serienbildfunktion
- Sehr kurze Verschlusszeit von mindestens 1/2000s
- Blendenwert wenn möglich nicht tiefer als f8 (sofern es die Lichtverhältnisse erlauben)
- ISO Wert so tief wie möglich (Rauschen vermeiden)
- Bei Bedarf mit der Belichtungskorrektur überbelichten
- Bildgestaltung: Drittel-Regel, genügend Freiraum in Flugrichtung und keine abgeschnittenen Flügel oder andere Körperteile