
10 Tipps für die Bildgestaltung
Der Fotograf entscheidet bei der Bildaufnahme mit welchen Elementen er das Bild gestalten möchte. Das Ziel ist, ein Bild so harmonisch und ansprechend wie möglich zu gestalten. Die Komposition eines Bildes entscheidet darüber, ob ein Betrachter von einem Bild angezogen wird oder nicht.
Sowohl in der Landschafts- wie auch in der Wildlife-Fotografie gibt es ein paar wichtige Grundregeln in der Bildkomposition. Lerne diese Regeln anzuwenden, zu kombinieren oder sie auch bewusst zu brechen. In diesem Blog findest Du eine Auswahl von Möglichkeiten für die Bildgestaltung. Natürlich gibt es noch viele mehr.

Bei diesem Bild wurde darauf geachtet den „Rahmen“ den die Bäume bilden perfekt auf die Silhouette des Berggipfels abzustimmen.
Fujifilm GFX50S, GF32-64mm f/4, 120s, f/9, ISO 100
10 Möglichkeiten, Bilder wirkungsvoll zu gestalten
1. Drittelregel
Das Bild wird senkrecht und waagrecht gedrittelt. Es wird so in neun gleich grosse Flächen aufgeteilt. Wichtige Bildinhalte, wie z.B. der Horizont oder andere markante Motive werden vorzugsweise an einem der Schnittpunkte / Felder positioniert.
Bei den beiden Beispielen wurden markante Bildelemente auf den Drittellinien platziert. Die Wildhunde aus Afrika liegen schön auf der rechten Drittellinie. Auch die Landschaftsaufnahme wurde ideal anhand der Drittellinien gestaltet: Der Vordergrund liegt auf der ersten horizontalen Linie und der Horizont auf der zweiten horizontalen Linie. Zusätzlich wurde das Hauptmotiv der Drei Zinnen bewusst auf der linken senkrechten Drittellinie platziert. Beide Bilder wirken dadurch harmonisch.

Beispiel Drittelregel Wildlife Fotografie
Nikon D4, 300 mm f/2.8, 1/2000s, f/6.3, ISO 800

Beispiel Drittelregel Landschaftsfotografie
Nikon D850, 14mm f/1.8, 1/5s, f/11, ISO 100
2. Fill the Frame
Bei dieser Regel zoomt man bewusst so nah wie möglich rein, so dass das Motiv formatfüllend im Bild platziert ist.
Diese Nahaufnahme eines Löwen besticht durch die formatfüllende Positionierung des Tieres. Da störende Elemente in der Umgebung nicht sichtbar sind, wirkt der König der Tiere noch imposanter. Das Auge des Betrachters kann das Motiv im Detail betrachten.

Ein klassisches Beispiel von „Fill the Frame“ aus Botswana
Nikon D850, 180 – 400mm f/4, 1/1000s, f/4, ISO 400
3. Symmetrie
Mit Symmetrien erreichst Du oft eine faszinierende Bildwirkung. Der Horizont kann dabei oft in der Mitte positioniert werden ohne zu stören. Die Symmetrie verleiht einem Bild Ruhe und Ausgewogenheit. Gerade in der Landschaftsfotografie bieten Spiegelungen auf Wasseroberflächen oft ein tolles Motiv.
Diese Aufnahme entstand auf den Lofoten Inseln. Die Spiegelung der Bergkette im kleinen See verleiht dem Bild eine einzigartige Ruhe und Ausgewogenheit.

Fujifilm GFX50S, GF 23mm f/4, 1s, f/16, ISO 100
4. Natural Framing
Das Motiv wird durch einen natürlichen Rahmen, der bereits in der Szene vorhanden ist, umgeben. Das Bild erhält dadurch mehr Tiefe und lenkt den Blick direkt auf das Hauptmotiv. Zudem wirkt es in sich abgeschlossen. Störende Elemente im Vordergrund sind durch den Rahmen nicht sichtbar. Es eigenen sich viel Elemente, wie zum Beispiel Tiere, Bäume, Büsche, Äste, Höhlen, Eis, Torbögen.
Diese beiden Aufnahmen zeigen den Einsatz des Framings in der Wildlife Fotografie. Sowohl der natürliche Rahmen, der beiden Löwen im Vordergrund sowie beim kleinen Leoparden das Gehölz im Hintergrund geben den Bildern mehr Tiefe und der Fokus liegt auf den beiden Jungtieren.

Nikon D850, 180 – 400mm f/4, 1/400s, f/5.6, ISO 500

Nikon D850, 180 – 400mm f/4, 1/500s, f/5.6, ISO 1250
5. Komplementärfarben
Die auf dem Farbkreis einander gegenüber liegenden Farben, werden Komplementärfarben genannt. So ist zum Beispiel Grün die Komplementärfarbe von Rot. Kombiniert man diese beiden Farben entsteht ein grosser Farbkontrast und das Bild wirkt dadurch ansprechend. Gerade in der Natur findet man oft spektakuläre Farbgegensätze.
In Afrika ist die Vogelwelt vielfältig und bunt. Die karminroten Bienenfresser kommen dank des grünen Hintergrunds richtig schön zur Geltung.

Karminrote Bienenfresser in Botswana. Der Hintergrund leuchtet dank der Regenzeit schön grün.
Nikon D500, 180 – 400mm f/4, 1/200s, f/6.3, ISO 2500

Sonnenuntergang in der Toskana
Nikon D850, 24-70mm f/2.8, 0.6s, f/8, ISO 100
6. Ebenen
Der Einsatz verschiedener Ebenen verleihen dem Bild mehr Raum und Tiefe. Bei der Bildgestaltung sollten wenn möglich immer Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund mitberücksichtigt werden.
Bei der Aufnahme aus Slowenien erhalten die Ebenen durch den Bodennebel mehr Gewicht. Der Betrachter wird so direkt ins Bild rein gezogen und der Blick auf die kleine Kirche auf der Kuppe gelenkt.
Auch die Aufnahme aus dem hohen Norden setzt auf das gleiche Prinzip. Hier wurden bewusst die Felsen im Vordergrund platziert. Bei der Aufnahme wurde zusätzlich darauf geachtet, die Welle in dem Augenblick zu erwischen, als sie über die Felsen floss. Dies erhöht den Kontrast auf den schwarzen Felsen und verstärkt die Wirkung der Ebene.

Nebellandschaft in Slowenien
Fujifilm GFX50S, GF120mm f/4, 1/100s, f/8, ISO 100

Küste in Senja, Norwegen
Fujifilm GFX50S, GF32-64mm f/4, 0.8s, f/14, ISO 100
7. Führungslinien
Führende Linien sind ideal, den Blick des Betrachters im Bild zu leiten und seine Aufmerksamkeit auf das Hauptmotiv in der Aufnahme zu lenken. Sogenannte Leading Lines lassen sich perfekt bei der Gestaltung einer Landschaftsaufnahme integrieren. In der Natur finden sich sehr viele solche natürlichen Linien: Flüsse, Wege, Steinformationen, Mauern, Zäune und viele mehr.

Ein kleiner Bachlauf als Leading Line, welche direkt auf die imposante Wetterstimmung am Horizont führt.
Fujifilm GFX50S, GF32-64mm f/4, 0.5s, f/8, ISO 100

Strukturen und Linien an Küstenabschnitten ergeben perfekte Führungslinien.
Fujifilm GFX50S, GF23mm f/4, 4s, f/16, ISO 100
8. Negativer Raum
Das Gegenteil zu «Fill the Frame» ist es negativen Raum in der Bildgestaltung einzusetzen. Dazu verwendet man viel «leeren» Raum um das Hauptmotiv. Es entsteht ein ruhiges und einfaches Bild. Der Betrachter kann sich voll und ganz auf das Hauptmotiv konzentrieren und wird nicht von unnötigen Details abgelenkt.
Beim Schloss aus Schottland wurde bewusst viel negativer Raum mit ins Bild genommen. Dadurch vermittelt das Bild sehr viel Ruhe. Man kann schön verweilen und spürt regelrecht die stille Atmosphäre während des Sonnenuntergangs.

Castle Stalker, Schottland
Fujifilm GFX50S, GF32-64mm f/4, 120s, f/13, ISO 100

Eisvogel in Botswana
Nikon D850, 180 – 400mm f/4, 1/640s, f/5.6, ISO 800
9. Schärfentiefe
Durch die Schärfentiefe lässt sich ein Bild ebenfalls gezielt gestalten. So können beispielsweise das Hauptmotiv oder wichtige Elemente im Bild durch eine offene Blende in den Fokus gesetzt werden. Das Motiv wird dadurch vom Vorder- oder Hintergrund abgegrenzt bzw. isoliert. Diese Methode eignet sich sowohl in der Landschafts- wie auch in der Wildlife-Fotografie.
In diesem Beispiel ist der Hintergrund dank der offenen Blende unscharf. Das Auge wird direkt auf das schöne Portrait des Vogels gelenkt und der unscharfe Hintergrund lenkt nicht unnötig ab.

Braunohrarassari im Pantanal, Brasilien
Nikon D500, 500mm f/5.6, 1/400s, f/5.6, ISO 1600

Wilde Landschaft mit Schloss auf den Hebriden mit offener Blende fotografiert.
Nikon D850, 24-70mm f/2.8, 1/640s, f/2.8, ISO 100
10. Auf störende Elemente achten
Störende oder unnötige Elemente im Bild sollten vermieden werden. Schaue aufmerksam durch den Sucher und achte auf störende Elemente. Wichtig ist, dass der Hintergrund und die Ränder Deiner Aufnahme so einfach wie möglich gestaltet sind und nicht unnötig vom Hauptmotiv ablenken.
In der Wildlife Fotografie können störende Elemente zum Beispiel Baumstämme, die aus dem Kopf der Tiere wachsen, andere Tiere, die die Silhouette des Motivs stören sein oder dass die Horizont-Linie die Silhouette des Tieres durchbricht. Dieses Beispiel eines Elefanten am Chobe Fluss in Botswana zeigt das schön auf. Auf der linken Seite sieht man andere Elefanten im Hintergrund, die die Silhouette des Elefanten durchbrechen. In so einem Fall wartet man einfach kurz bis die Elefanten im Hintergrund weitergezogen sind oder versucht den Standort des Safari-Fahrzeugs zu ändern.

Elefanten im Hintergrund stören die Silhouette des Hauptmotivs
Nikon D850, 24-85mm f/3.5-4.5, 1/2000s, f/8, ISO 640

Das gleiche Motiv, ohne störende Elemente hinter dem Elefanten
Nikon D850, 24-85mm f/3.5-4.5, 1/2000s, f/8, ISO 640
Auch in der Landschaftsfotografie sollte man unbedingt darauf achten, dass keine unnötigen Elemente den Blick des Betrachters ablenken. Dies können zum Biespiel angeschnittene Bäume und Pflanzen, Steine, Stromleitungen etc. sein. In diesem Beispiel sieht man auf der linken Seite in den Ecken unschöne Elemente wie ein kleiner Teil eines grellen Strauchs oder helle Flecken im Stein. Diese lenken den Blick sofort weg vom Hauptmotiv. Hier hilft es einfach ein bisschen mehr reinzuzoomen und diese Elemente einfach aus dem Bild verschwinden lassen. Rechts das Beispiel mit dem leicht angepassten Bildausschnitt.

Angeschnittene Pflanzen oder untöige Bildelemente in den Ecken, lenken den Blick des Betrachters oft ab.
Nikon D850, 24-70mm f/2.8, 5s, f/9, ISO 100

Das gleiche Motiv mit angepasstem Bildausschnitt. Das Bild wirkt sofort ruhiger und „aufgeräumter“
Nikon D850, 24-70mm f/2.8, 8s, f/13, ISO 100
Fazit
Die hier aufgeführten Regeln sind nicht abschliessend und auch nicht immer zwingend anzuwenden. Es geht vielmehr darum zu lernen, auf welche Gestaltungselemente man achten kann und wie diese für eine fesselnde Bildwirkung angewendet werden können. Die Tipps können auch kombiniert werden. Und man sollte nicht vergessen, die Regeln auch mal zu brechen. Wir wünschen Dir viel Spass bei der Anwendung und stets Gut Licht.
Bildgestaltung in der Praxis
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